Der Handymast um die Ecke, das mobile Haustelefon am Ohr, vielleicht ein bisschen Schimmelpilze im Keller. Auch der Lärm von der nahen Straße, ganz zu schweigen vom Feinstaub: Unser Körper muss mit einer Vielzahl von Reizen fertig werden, mit Umweltgiften, mit Strahlung, Lärm und vielem mehr. Die Baubiologie hilft diese Einflüsse zu reduzieren, oder besser noch, sie zu vermeiden. Denn dass unsere Umwelt uns krank machen kann, ist unbestritten: Nach Schätzungen von Krankenkassen leiden gut 30% der Deutschen an umweltbedingten Krankheiten, wie Migräne, Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen, Bronchialproblem und vielem mehr. Um sie zu vermeiden, muss man sie aber erst einmal kennen. Der erste Schritt zu einer gesünderen Umgebung sind daher zahlreiche Messungen.
Stephan Streil, 51, ist baubiologischer Messtechniker und erklärt den Ablauf: “Erst einmal muss man wissen, wie denn der Ist-Zustand aussieht. Welche Situation liegt vor? Das heißt: Messen und noch einmal Messen: Die elektromagnetische Strahlung, die Konzentration von Schadstoffen, Schimmelpilzen, Radioaktivität, Lärm und so weiter. Egal ob am Arbeitsplatz, in der Mietwohnung oder im eigenen Haus“ Am wichtigsten aber sind die Messungen am Schlafplatz, sagt Streil, “da man hier viel mehr Zeit verbringt als in Küche oder Arbeit.“ Außerdem ist der Schlafplatz ein besonders sensibler Bereich: Hier soll man sich ausruhen und neue Kraft tanken. Hier liegt man, wenn man krank ist. Auch Kinder, deren Immunsystem noch nicht so fit ist wie das von Erwachsenen, sind oft im Schlafzimmer. Das Kinderzimmer ist zugleich Spiel- und Schlafraum.“ Dass sich schlechte Umwelteinflüsse hier besonders gravierend auswirken, versteht sich von selbst.
„Wir Baubiologen sind praktisch „Haus-Ärzte“, unser Patient das Haus, sagt Stephan Streil. „Wir messen, analysieren, stellen eine Diagnose und verschreiben sozusagen eine Therapie.“ Streil kommt für die Messungen ins Haus und schaut sich alles ganz genau an. Dafür braucht er modernste Technik im Dienst der Gesundheit. Über mehrere Stunden hinweg werden die drei Hauptbereiche, also Strahlung (z.B. durch Mobilfunk), Wohngifte (oft durch Kleber, Lacke und Farben) und Pilze/Bakterien abgeklopft.
„Ich halte es für vernünftig, eine gesunde Vorsicht walten zu lassen“, so Streil, „es kann nicht schaden aber sehr viel nutzen den Umweltstress so gering wie möglich zu halten.“ Er zieht den Vergleich zum Umgang mit Röntgenstrahlen: „Vor hundert Jahren galten sie als absolut risikolose Jahrmarktsattraktion. Heute zweifelt niemand mehr an ihrem Gefahrenpotential.“
Rund 10 Prozent der Kunden sind Bauherren, die im Vorfeld kommen und sich beraten lassen. Der Großteil kommt aber erst wenn es weh tut: Allergien, Schmerzen, Schlafprobleme. Gravierende Krankheiten und der Verlust von Lebensqualität. Auslöser für den Besuch beim Baubiologen sind oft die Ärzte: Wenn Therapien nicht greifen, oder festgestellt wird, dass es den Patienten zu Hause immer schlechter geht. Das Kopfweh zum Beispiel auf der Arbeit weg ist, daheim aber immer wieder kommt. Viele Mediziner „überweisen“ dann an den Baubiologen.
Baubiologie ist ein Weiterbildungsstudium, das auf schon bestehender Grundausbildung aufbaut. Gute Baubiologen und Messtechniker kommen aus dem medizinischen Bereich, sind Architekten oder Handwerksmeister. Ein weiteres Kriterium ist ein zertifizierter Abschluss, am Institut für Baubiologie Neubeuren (IBN) beispielsweise. Weiteres Indiz für einen guten Baubiologen ist der Nachweis ständiger Weiterbildung. Denn gerade bei einer jungen Wissenschaft wachsen die Anforderungen fast täglich.
Verglichen mit der Arzneimittelzuzahlung oder für einen Kuraufenthalt sind die Kosten für eine baubiologische Untersuchung gering. Und eines ist sicher, viele dieser Kosten können durch eine baubiologische Beratung erheblich gesenkt werden, einfach dadurch, dass man gesünder ist.